Vom Entwurf zum Klöppelbrief | |||
Der Klöppelbrief ist eine Mitteilung an die Klöpplerin, geschrieben in der Handschrift des Entwerfers und des Musterzeichners - wie ein Brief. Die Klöpplerin muss nun diesen Brief lesen und interpretieren, um ihn klöppeltechnisch umzusetzen. | |||
Früher entstanden Muster unter den Händen von Entwerfern und Entwerferinnen, die eine künstlerische Ausbildung hatten. Es waren nicht unbedingt Klöppler, und oftmals waren es nur ihre Entwurfsskizzen, die als Vorlage für ein Klöppelmuster dienten. Ausgebildete Musterzeichner brachten diese Entwürfe auf Rasterpapier in geeignete geometrische Formen, die auch klöppelbar waren. Es entstanden die sog. Stechpausen, die nur einmal als Original existierten. Davon wurde das Muster von Musterstechern direkt auf Pappe gestochen. Nur auf diese Weise kopierte man früher die Muster. Erst jetzt ist ein Klöppelbrief entstanden, der außer exakten Nadelpunkten nur wenige Striche enthielt, die das Muster grob umrissen. Nun wurden die Klöppelbriefe an die jeweiligen Klöppelschulen und Spitzenverleger gegeben. Diese liehen sie den Klöpplerinnen, damit sie die gewünschten Muster in der entsprechenden Stückzahl herstellen konnten. Ja, damals war das Kopieren von Mustern richtig Arbeit. | |||
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Die Pappe ist auch nicht irgend eine Pappe, sondern ein dünner Pressspan. Die Muster wurden tagein tagaus immer wieder geklöppelt. Nimmt man einfache Pappe, ist sie häufig so weich, dass die Nadellöcher bei häufiger Benutzung des Klöppelbriefes "ausleiern". Die Exaktheit der Klöppelarbeit leidet darunter. Sie weist damit erhebliche Qualitätsmängel auf. Der Herstellung von Klöppelbriefen wurde sehr viel Sorgfalt gewidmet, sonst wäre uns heute kein einziger mehr erhalten geblieben. | |||
Die wenigen Striche auf den alten Klöppelbriefen sind heute kaum noch zu erkennen, so abgenutzt bzw. abgerieben ist die Oberfläche. Nach den Nadelpunkten kann man das Muster wieder rekonstruieren, indem man die Handschrift der Entwerfer und Musterzeicher liest - wie einen Brief. | |||
Heute im Zeitalter von Kopierern und Scannern stellen wir "Faule-Weiber-Klöppelbriefe" her. Das heißt, wir kleben das Papier gleich auf die
Pappe. Eigentlich ist das bedruckte Papier, was wir als Klöppelbrief kaufen, noch gar kein Klöppelbrief, sondern "nur" die "Stechpause". Die Klöppelpappe ist als Basis nach wie vor wichtig für die Stabilität des Klöppelbriefes. Darauf wird entspiegelte Folie geklebt, damit sich die Oberfläche nicht abnutzt und die Druckerschwärze nicht abfärbt. Um die Spitze zu stärken, arbeitet man heute mit Stärke, Spray und ähnlichem. Dabei hat sich schon so mancher die Arbeit verdorben, weil nach dem Abnadeln schwarze Stellen auf der Vorderseite der Spitze zu sehen waren. |
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Auch heute ist es noch ein langer Weg vom Entwurf bis zum Klöppelbrief. Plädoyer für die alten Klöppelbriefe: Müssten wir sie heute noch so herstellen wie früher, würde es wesentlich weniger Raubkopien geben. Viel Erfolg bei der Herstellung Eurer eigenen Klöppelbriefe oder gar eigenen Entwürfe wünscht Euch |
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