Der Chaosgrund
Die Beschreibung der Vorgehensweise ist nicht einfach. Ich werde an dieser Stelle über meine Erfahrung mit dem Chaos berichten.
Der Chaosgrund eignet sich bestens, Flächen in der Klöppelarbeit mit eigenwilligen Strukturen zu füllen. Durch den Einsatz unterschiedlichen Materials oder farbiger Garne entstehen zusätzliche Kontraste.
Der Ausgang dafür sollte ein geordneter Grund sein, der durch das Hinzufügen von Unregelmäßigkeiten (bewußten Fehlern) oder eine unübliche Anordnung von Schlägen eine besondere Prägung erhält.
1. Übung:
In eine Fläche, z. B. ein Quadrat wird das Führpaar als Zackenlinie eingezeichnet. Anstatt die gesamte Fläche im Leinenschlag LS, Ganzschlag GS oder Halbschlag HS zu arbeiten,
klöppeln wir in der Hinreihe abwechelnd => GS HS GS HS usw. in der Rückreihe abwechselnd HS GS HS GS <=
Das heißt, die Schläge wechseln nicht nur nebeneinander sondern auch untereinander.
Am Rand werden Nadeln gesteckt.

Hier ist ein regelmäßiges und ziemlich ordentliches Chaos entstanden (links). Wem das zu langweilig wird, kann auch an dieser Stelle kleine "Fehler" einbauen (rechts).
2. Übung:
Es wird ohne Führpaar geklöppelt. Wir zeichnen eine Fläche z.B. einen Kreis und hängen dort beliebig viele Paare ein. An manchen Stellen können auch mehrere Paare über eine Nadel
gehängt werden. Beginnt nun an verschiedenen Stellen des Kreises die Paare durch verschiedene Schläge miteinander zu verbinden. Achtet darauf, nicht zu viele Schläge auf einer Seite oder an
einer Stelle auszuführen, damit auch die Paare von der anderen Seite eingebunden werden. Die Nadeln werden am Rand gesteckt. In der Fläche kann man bei Bedarf Hilfsnadeln setzen, weil sich die
Arbeit sonst nach allen Richtungen ziehen lässt.

Es ist das totale Chaos. Kontraste entstanden kaum oder zufällig.
3. Übung:
Wir streben an, Ordnung in das totale Chaos zu bringen. In unserer Fläche werden Stellen markiert, die wir besonders hervorheben möchten z.B. mit Formenschlägen oder dichtere Stellen, die mit GS HS
oder LS gefüllt werden sollen. An diesen Stellen ist wieder das Führpaar erforderlich. Wir müssen uns gezielt an diese Stellen heran arbeiten, um dort die notwendige Anzahl von Paaren zu haben.
Hilfsnadeln innerhalb der Fläche sind erforderlich.

Schon besser? Es wurden bewusst Kontraste in die Fläche gesetzt.
4. Übung:
Es wird ein Kontrast hergestellt, in dem eine Fläche im Chaosgrund einer homogenen Fläche (z.B. im LS geklöppelt) gegenüber gestellt wird.
abschließende Worte
Die o.g. Übungen sind keine Anleitung zum Erlernen des Chaosgrundes. Das kann man nicht erlernen, dazu muss man Lust und Laune haben, Freude am Gestalten und Mut zum Experimentieren.
Einige Beispiele sind auf meiner HP in der Galerie-Klöppeln zu sehen - das "S", verschiedene Arbeiten auf dem "Spitzenquilt" und Passepartoutkarten.
Der Deutsche Klöppelverband hat den Chaosgrund in der "Spitze" 03/2003 unter "Wörterbuch der Klöppelspitze" mit einem Beitrag beschrieben, dem sicher noch weitere folgen werden.
Und hier noch ein heißer Tipp: Kein Schlag wird wieder aufgemacht, alles ist gewollt und alles ist möglich.
Viel Spaß beim kreativen Experimentieren
wünscht Euch Euere |